UNTERNEHMENSNACHFOLGE – EINE HERAUSFORDERUNG FÜR FAMILIENUNTERNEHMEN

4 Oktober 2017 Geschrieben von Transvendo Investments Crowdinvesting

Wenn es um die Übergabe ihres Lebenswerkes geht, werden viele Unternehmer emotional. Aber nicht nur Familienunternehmen stehen vor der Herausforderung eines Generationswechsels. Wie man an dem Fall IKEA sehen konnte, trifft dieses Thema auch Konzerne.

Meldungen zufolge sollte die Gesamtverantwortung für das von Kamprad gegründete Imperium an dessen Söhne übergeben werden. Am Ende aller Tage konnte sich Kamprad Senior seiner emotionalen Verbundenheit zu seinem Lebenswerk nicht entziehen. Er sei als Senior-Berater weiterhin an wichtigen Entscheidungsprozessen beteiligt. Oft werden die Fragen einer Nachfolge in Familienunternehmen nach hinten verschoben.

Konkrete Maßnahmen zur aktiven Nachfolgesuche sowie der damit verbundenen Qualifizierung geeigneter Nachfolger werden vernachlässigt – insbesondere der Planungsprozess im Hinblick auf bewusst längerfristig angelegte Vorbereitungen von Unternehmensübergaben erscheint verbesserungswürdig (Quelle). Für einen erfolgreichen Fortbestand des Familienunternehmens spielen beim Rückzug der Elterngeneration verschiedene Faktoren eine Rolle. Ein solch krasser Veränderungsprozess ist in der Regel mit Irritationen innerhalb und außerhalb des Unternehmens sowie mit wirtschaftlichen Risiken verbunden. Deshalb raten Experten, die sich auf die Beratung von Unternehmensnachfolgen spezialisiert haben, einen strukturierten Übergabeprozess zu etablieren. Vor allem ein gesetzter Kommunikationsprozess zwischen Eltern- und Nachfolgegeneration oder externen Kandidaten sei essentiell.

Phasen und ToDo’s bei einer Übergabe bzw. Nachfolge

Auch wenn sich die wenigsten Unternehmer damit auseinandersetzen: die Risikovorsorge für den Ausfall des Gründers bzw. Oberhauptes ist im Rahmen einer Nachfolgeregelung der erste Schritt. Einen Notfallplan haben die wenigsten in der Schublade, da ein Ausfall für nicht wahrscheinlich eingestuft wird. Die IHK München Oberbayern hat in einem sehr einfachen Schaubild die Schritte bzw. Phasen der Unternehmensnachfolge dargestellt. Dabei zeigt das Schaubild, was der Unternehmer und der Nachfolger zu tun haben:


(Quelle: https://www.ihk-muenchen.de/unternehmensnachfolge/prozess)

Eine Absicherung für den Fall, dass das Firmenoberhaupt aufgrund eines Schicksalsschlags plötzlich nicht mehr zur Verfügung steht, kommt laut einer Studie der IHK in ca. 10% der Fälle vor. Solch ein Schicksalsschlag kann ein Unternehmen in der Ruin stürzen. Hier bewährt sich, bereits früh die wichtigsten Prozesse im Unternehmen zu dokumentieren. Dazu zählen:

  • Vereinbarungen, Weisungen und Vollmachten
  • Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse
  • Informationen, Unterlagen und Verträge
  • Zugangs- und Zutrittsregelungen
  • Bank- und Finanzdaten
  • Betriebliche Notfallvorsorge
  • Private Notfallvorsorge

Für diesen Fall stellt die IHK ein sogenanntes Notfallbuch zur Verfügung:

IHK Notfallbuch hier kostenlos herunterladen!

Phase 1: Auf die Übergabe und die Nachfolge vorbereiten

Primär gilt es sich als Unternehmer Gedanken über die Zeit nach dem eigenen Arbeitsleben zu machen. Hierbei geht es vor allem darum, wie die Lebensplanung und die Alterssicherung sowie die finanzielle Situation aussieht. Oft verfallen Unternehmer in einen Sparmodus bevor das Unternehmen übergeben werden soll, da sie befürchten den anvisierten Kaufpreis nicht zu erhalten.

Folgende Punkte sollte der Übergeber dabei beachten und klären:

  • SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken) des Unternehmens
  • Notwendige und sinnvolle Investitionen in zukunftsorientierte Projekte
  • Eckpunkte der Übergabe, wie Übergabeform (familienintern oder – extern, Erbschaft/Schenkung, Verkauf oder Verpachtung)
  • Zeithorizont
  • Anforderungen an einen potentiellen Nachfolger
  • Vorstellungen über die Fortführung des Betriebs
  • Gestaltung des eigenen Privatlebens, die eigene Alterssicherung und Lebensplanung

Für den Nachfolger sollten folgende Punkte geklärt werden:

  • persönliche Motivation und Eignung für eine Nachfolge
  • Zielkorridor der Nachfolge: Branche, Betriebsgröße, Finanzierungsvolumen, Zeithorizont, etc.
  • SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken) der anvisierten Unternehmensnachfolge

Phase 2: Suchen, Finden & Prüfen

In dieser Phase gilt es, für den Unternehmer einen geeigneten Nachfolger zu suchen, wenn innerhalb der Familie kein Mitglied zur Verfügung steht. Hier verbirgt sich eine der größten Hürden, da es nicht einfach ist, ad hoc den passenden Kandidaten zu finden. Unternehmensbörsen wie der nexxt-change oder die Konsultation seines Steuerberaters, Wirtschaftsprüfers, Rechtsanwaltes oder M&A Beraters stellen eine Option dar. Vor allem M&A Berater wie die Walther Management GmbH sind darauf spezialisiert, den Übergabeprozess und die dazugehörigen Finanzierungsfragen von Anfang bis Ende zu begleiten. Um eine gegenseitige Analyse, die sogenannte Due Diligence, kommen beide Seiten in so einem Prozess jedoch nicht drum herum. Oft steht in solch einem Prozess auch die Unternehmensbewertung und die dazugehörigen Vorstellungen des Kaufpreises als Hindernis im Raum.

Lesen Sie dazu: Ausfallwahrscheinlichkeit vs. hohe Bewertung: Unternehmensbewertung

Folgende Punkte sollte der Übergeber in dieser Phase klären:

  • Suchen eines geeigneten Nachfolgers
  • Analysieren, ob Nachfolger geeignet ist und zum Betrieb passt
  • Unternehmensbewertung und Kaufpreisfindung

Für den Nachfolger sollten folgende Punkte geklärt werden:

  • Suchen eines Unternehmens
  • Due Diligence Prüfung
  • Klären der Finanzierung 

Phase 3: Übergabeprozess

Der eigentliche Wechsel findet in dieser Phase statt. Der Unternehmer übergibt dem Nachfolger das Unternehmen und zieht sich je nach Vereinbarung aus dem Unternehmen zurück oder steht ggf. noch als Berater für einen definierten Zeitraum zur Verfügung.

Folgende Punkte sind in dieser Phase zu erledigen:

  • Vertragsabschluss
  • Finanzierung des Kaufpreises seitens des Nachfolgers
  • Information der Mitarbeiter und Kommunikation der Nachfolge
  • Einarbeitung des Nachfolgers
  • Übernahme durch den Nachfolger mit entsprechenden Rechten und Pflichten

Phase 4: Nach der Übergabe

Nach der erfolgten Übergabe widmet sich der ehemalige Unternehmer seinen eigenen Lebensplänen, die er im Vorfeld definiert hat. Für viele Unternehmer ist das eine der schwierigsten Phasen, da sie sich in einem komplett anderen Rhythmus befinden als in der aktiven Unternehmerphase. Für den Unternehmer kommen in dieser Phase unterschiedliche Optionen in Frage wie z.B. weiterhin als Berater für das Unternehmen zur Verfügung zu stehen, sich als Privatinvestor und Business Angel zu engagieren und/oder sein Know-How als Unternehmer erfolgsbringend einzusetzen. Aber auch, sich der Familie zu widmen und seinen Hobbies nachzugehen, sind erfreuliche Aussichten für den ausgeschiedenen Unternehmer! Für den Nachfolger beginnt hier die etablierte Vorstellung und der Prozess, das erarbeitete Konzept zur Fortführung des Unternehmens umzusetzen.

Crowdinvesting als Teilaspekt bei der Nachfolgefinanzierung

Eine sehr wichtige Rolle in der gesamten Übergabephase spielt neben den emotionalen und sozialen Themen die Finanzierung. Wenn es einen passenden Kandidaten (extern oder intern) gibt, muss dieser den Kaufpreisvorstellungen des Übergebenden entsprechen. Diese Herausforderung stellt den Nachfolger oft vor nicht überwindbare Hürden. Für die Übernahme gibt es verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung. Crowdinvesting kann an dieser Stelle eine Möglichkeit darstellen, die Gesamtfinanzierung zu unterstützen. Aufgrund der Tatsache, dass das Nachrangdarlehen, auch Mezzanine Kapital genannt, mit einer qualifizierten Nachrangklausel versehen ist, kann es gegenüber einer Bank als Eigenkapital ausgewiesen werden und somit als Hebel für eine weitere Fremdkapitalfinanzierung herangezogen werden. Das übernehmende Unternehmen kann dabei über ein SPV (Special Purpose Vehicel) in Form einer Unternehmung über die Plattform für das Vorhaben (Nachfolge) Investitionsmittel einsammeln und für die Unternehmensübernahme heranziehen. Der Vorteil an dieser Stelle ist, dass es sich in den meisten Fällen bei den zu übernehmenden Unternehmen um bereits etablierte Unternehmen handelt, die ein laufendes Geschäft vorweisen und die Zinszahlungen an die Crowd – und bei einer zusätzlichen Fremdfinanzierung auch die Bank – aus dem Cash Flow bedient werden können. Crowdinvesting als solches kann jedoch immer nur ein Teilaspekt in der Gesamtfinanzierung darstellen und nicht als alleinige Investitionsquelle dienen.

Sie möchten mehr über Unternehmensfinanzierung, alternative Finanzierungsmethoden u.ä. erfahren? – Hier eintragen!