ALTERSARMUT BEI FRAUEN : KANN CROWDINVESTING ZUR VORSORGE BEITRAGEN ?

Altersarmut in Deutschland

Den Ruhestand im Alter mit seinem Liebsten an der Seite genießen. Die Welt entdecken und Reisen. Das nachholen, was man während der Aufbauphase und der Arbeitszeit nicht geschafft hat.

Für immer mehr Senioren wird das unmöglich. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung soll bis in das Jahr 2036 die Altersarmut drastisch steigen – und die Politik hat keine nachhaltige Lösung für dieses Problem!

Aktuell geht es den Älteren in Deutschland im Durchschnitt noch gut, doch immer mehr Rentner müssen ihren Lebensstandard heruntersetzen – und zusätzlich zu ihrer Rente Sozialleistungen wie Wohngeld beantragen. Minijobs, Mindestlöhne, Elternzeiten und Arbeitslosigkeit sind seit den Neunzigerjahren allgegenwärtig und mindern die Rente erheblich. Die Studie der Wirtschaftsforschungsinstitute DIW und ZEW im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt den drastischen Wandel sehr deutlich.

 

Laut der Studie wird jede/r fünfte 67-Jährige im Jahr 2036 von Altersarmut betroffen sein. Die Autoren der Studie prognostizieren, dass das Armutsrisiko der Neurentner von derzeit bundesweit 16,2% auf 20,2% steigen wird. Dabei gelten laut Studie diejenigen als armutsgefährdet, die weniger als 60% des mittleren Einkommens der Bevölkerung zur Verfügung haben. In Zahlen bedeutet das, dass momentan ein/e Rentner/in als armutsgefährdet gilt, wenn sein/ihr Netto-Einkommen unter 958 Euro liegt.

 

 

Die Neurentner sind zukünftig nicht nur von Armut bedroht, sondern werden auch immer mehr auf Sozialhilfe angewiesen sein. Aktuell beziehen noch deutlich weniger Ältere eine Grundsicherung als Menschen im Arbeitsalter Hartz IV. Jedoch gehen die Forscher davon aus, dass bis 2036 die Grundsicherungsquote für 67-Jährige von derzeit 5,4% auf 7% ansteigen wird.

Die Politik hat in den letzten Jahren vor allem durch durch die Anhebung des Rentenalters auf 67 probiert, dem Trend entgegen zu wirken. Gehen jedoch ab 2022 die Babyboomer, die geburtsstarken Jahrgänge, in den Ruhestand, verschlimmert sich die Lage deutlich. Zu den Maßnahmen, die in der Politik heiß diskutiert werden bzw. in Teilen bereits umgesetzt wurden, zählen:

 

  • Stabilisierung des Rentenniveaus bei 46%: Folge wäre, dass arme Rentner etwas mehr bekämen und wohlhabende Ruheständler deutlich mehr.
  • Freibeträge für betriebliche und private Altersvorsorge: Diese bereits geltende Regel soll vor allem eine Gerechtigkeitslücke schließen; wer jedoch nicht viel hat, kann während des Arbeitsalters auch nicht auf die hohe Kante legen.
  • Solidarrente für langjährige Versicherte: Dies betrifft letztlich nur wenige. Wer nämlich 35 oder 40 Jahre lang in das Rentensystem eingezahlt hat, hat meistens auch kein Problem mit Armut im Alter.
  • Pflicht zur betrieblichen Altersvorsorge: Laut Studie kann auch diese Maßnahme die Altersarmut nur leicht senken. Haushalte, die eine Grundsicherung beziehen, legten nur 33 Euro pro Monat zurück, also weniger als 400 Euro im Jahr!
  • Reform der Erwerbsminderungsrente: Zwar soll diese Maßnahme laut Studie in der Tat das Armutsrisiko deutlich senken, jedoch findet sie nur bei einem Bruchteil der Bevölkerung Anwendung.

 

Die Basis für eine gute und vor allem ausreichende Rente im Alter sind gut bezahlte Jobs – über die gesamte Arbeitslaufzeit.

Kurzarbeit, Minijobs, befristete Verträge… All das sind Maßnahmen, die in erster Linie die Arbeitslosenquote in Deutschland senken sollten. Dies ist auch erfolgreich gelungen – die Arbeitslosenquote hat sich in den letzten 10 Jahren halbiert. Die Lebensqualität der Menschen ist dadurch jedoch nicht gestiegen. Und Geld zurücklegen ist erst recht nicht möglich. Auch die Entwicklung der Immobilienpreise, und insbesondere der Mietpreise, in deutschen Großstädten macht deutlich, dass es dem durchschnittlichen Bürger nicht mehr möglich ist, kontinuierlich zu sparen. Es müssen Lösungen für die Risikogruppen geschaffen werden, aufgrund der geänderten Erwerbsbiografie und der Situation an den Kapitalmärkten.

 

Frauen und Rente – Frauen sind insbesondere von der Altersarmut betroffen

Die Grundsicherungsquote bei Frauen soll laut Bertelsmann Studie von 16% im Jahr 2015 auf 28% bis 2036 bei Neurentnerinnen ansteigen. Hier ist dringender Handlungsbedarf! Margit Winkler, Altersexpertin des Instituts GenerationBeratung, weist auf die größten Risiken für Altersarmut unter Frauen hin:

 

Kindererziehung vs. Altersvorsorge

Vor allem die Mutterschaftsphase hält Frauen davon ab, sich frühzeitig um das Thema Altersvorsorge und Altersarmut zu kümmern. Wenn einmal Kinder da sind, fehlt meistens das Geld um es in ein Vorsorgeprodukt zu investieren. Und nach der Kinderphase sind schon einige wertvolle Jahre vergangen, in denen man hätte vorsorgen können und müssen.

 

Fehlende Rentenpunkte durch Familienzeit, Pflege, Mini- und Teilzeitjobs

Durch die Familienplanung setzen Frauen häufiger im Job aus und üben in den meisten Fällen danach nur noch Teilzeit- oder Minijobs aus. Der verringerte Lohn in der Arbeitszeitphase gepaart mit den fehlenden Rentenpunkten unterstützt die negative Situation im Alter und steigert das Risiko, im Alter zu verarmen.

 

Frauen verdienen weniger als Männer

Dem Statistischen Bundesamt zufolge verdienen Frauen noch immer 22% weniger im Job als ihre männlichen Kollegen. Noch dramatischer fällt der Unterschied bei der Rente aus. Laut Gender Pay Gap des Bundesfamilienministeriums beziehen Frauen im Schnitt 645 Euro und somit fast 60% weniger Rente als Männer, die im Schnitt ca. 1.600 Euro Rente beziehen.

 

Langlebigkeit

Bekanntlich leben Frauen im Schnitt länger als Männer. Durch die höhere Lebenserwartung von ca. 10 Jahren gegenüber den Männern beziehen Frauen zwar neben der eigenen Rente auch die Witwenrente, aber nur dann, wenn die Summe ihrer Einkünfte bei aktuell maximal 742 Euro liegt. Damit ist bei weitem keine Gleichheit erreicht.

 

Liebe schützt vor Armut nicht

Etwa 40% der Ehen werden hierzulande geschieden, nicht selten zum finanziellen Nachteil der Frau. Oft wird der Mann als Ersatz für eine eigene Altersvorsorge gesehen. Viele Ehefrauen verlassen sich auf den Partner und stehen im Ernstfall ohne etwas da.

 

Geld ist Männersache

Der Mann schließt eine betriebliche Altersvorsorge ab, hat aufgrund seiner Berufsjahre mehr Rentenpunkte und die Privatrente gehört in den meisten Fällen auch ihm. Nicht selten versteht sich der Mann immer noch als Ernährer der Familie; insbesondere wenn die Frau wegen der Kinder zuhause bleibt. Was antiquiert klingen mag ist oft als rein pragmatischen Gründen immer noch Realität.

 

Zu wenig oder falsche Zusatzversicherungen

Statistisch schließen Frauen seltener Zusatzversicherungen ab. Gründe dafür können das geringere Einkommen, der Verlass auf das Versicherungspaket des Mannes oder fehlende Information/ Unsicherheit sein. Wichtig ist, auf den eigenen Namen (!) Zusatzversicherungen abzuschließen, andernfalls sind sie möglicherweise nutzlos!

 

Scham vor der Grundsicherung

Wie die Bertelsmann-Studie zeigt, können ca. 75% der heute 35- bis 50-jährigen Frauen eine Rente erwarten, die jedoch unter dem jetzigen Hartz-IV-Niveau liegt. Immer mehr alte Menschen müssen sich deshalb einen Job suchen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Experten vermuten, dass viele Frauen aus Scham ihren Anspruch auf Grundsicherung nicht geltend machen.

 

 

Crowdinvesting als Alternative zu herkömmlichen Vorsorgeprodukten

Sicherlich kann Crowdinvesting das Problem der Altersarmut nicht komplett beseitigen oder gar lösen. Aufgrund der Möglichkeit, beim Crowdinvesting eine eigene Diversifikations-Strategie aufzubauen, kann es jedoch als eines der potentiellen Vorsorgeelemente gesehen werden, die aktuell neben Versicherungen, Tagesgeld oder Sparkonten angeboten werden.

Je nach persönlicher Risikobereitschaft und der individuellen Lebensplanung kann auch mit kleinen Beträgen und durch Verteilung der Investitionssummen ein Portfolio zur Vorsorge im Alter aufgebaut werden.

Investments in KMUs (Kleine Mittelständische Unternehmen) oder Immobilienprojekte gelten innerhalb des Crowdinvestings als relativ sicher, da hier zum einen in Unternehmen investiert wird, die bereits länger am Markt sind und sich bereits bewährt haben; zum anderen in Immobilienprojekte mit kurzer Laufzeit und einer ordentlichen Rendite.

 

Die Beimischung von Investments in Startups bei denen man z.B. eine virtuelle Beteiligung in Form eines Partiarischen Nachrangdarlegen eingeht, können durch eine ordentliche Wertsteigerung in Zukunft sehr lukrativ erscheinen. Für den grünen Aspekt in der Investitionsstrategie können auch Investments mit einem Nachhaltigkeitsfokus herangezogen werden, bei denen ebenfalls attraktive Renditen erzielt werden. Alles in allem gilt bei der Vorsorge immer der Grundsatz der Risikostreuung und des Timings.

 

Je eher man mit dem Investieren beginnt, desto früher profitiert man vom Zinseszinseffekt. Somit ist Crowdinvesting kein Allheilmittel zur Bekämpfung der Altersarmut aber es kann einen lukrativen Bestandteil in der Vorsorgestrategie darstellen.